Ausverkauf der Fintech-Banken in Deutschland

Zwei Übernahmen von Banken-Fintechs

Kommt es in Deutschland zu einem Ausverkauf der Geschäftskonto-Fintechs? Nach den News der vergangenen Tage könnte es beinahe den Anschein haben. Innerhalb kurzer Zeit wurden zwei Digitalbanken für Firmenkunden von ausländischen Unternehmen aufgekauft, Penta und Kontist. Marktbeobachter sprechen von einer Konsolidierung des Marktes für digitale Geschäftsbanken.

Ageras übernimmt Kontist

Wie jetzt bekannt wurde, wird das Geschäftskonto-Fintech Kontist von der dänischen Firma Ageras aufgekauft. Angeblich für einen zweistelligen Millionenbetrag übernimmt die Ageras Group das Berliner Fintech Kontist, das sich auf Firmenkonten für Selbständige spezialisiert hat. Kontist wurde 2016 von Christopher Plantener und Benjamin Esser gegründet, die beide auch nach der Übernahme weiter im Management bleiben sollen. Kontist hat nach eigenen Angaben rund 50.000 Kunden aus dem Freelancer-Bereich.

Das deutsche Geschäftskonto-Fintech war bereits zuvor in Dänemark verhaftet, denn die dänische Muttergesellschaft Kontist hat ihren Sitz in Kopenhagen. So wurde die deutsche Tochter jahrelang von dem dänischen Company Builder Founders finanziert, der auch lange die Mehrheit am Unternehmen besaß. Zuletzt führte Founders eine Finanzierungsrunde über 25 Millionen Euro an, die Kontist 2021 abschließen konnte. Die dänische Kontist-Mutter hatte das Fintech vor dem Verkauf offenbar deutlich abgewertet von rund 31,5 Millionen auf acht Millionen Euro, heißt es in verschiedenen Medienberichten. Und ein weiteres Detail wurde bekannt: Vor der Übernahme durch Ageras hatten die Gründer Christopher Plantener und CEO Benjamin Esser die bestehenden Investoren noch im Juni herausgekauft.

Die Ageras Group bietet cloudbasierte Buchhaltungssoftware mit den Produkten Zervant, Billy und Tellow an sowie Bankdienstleistungen mit Kontist und Lohnsoftware mit Salary. Mit ihrer Finanz- und Buchhaltungssoftware unterstützt die Ageras-Gruppe mehr als eine Million kleine Unternehmen in Europa und den USA.

Qonto kauft Penta

Während die Marke Kontist offenbar weiter bestehen soll, ist die Perspektive für das Geschäftskonto-Fintech Penta nicht so positiv. Penta wurde vom französischen Unicorn Qonto aufgekauft, zu den Details der Übernahme wollten sich die Unternehmen nicht äußern. Es heißt, Qonto habe den Deal teils mit Aktien und teils mit Cash bezahlt. Zum Zeitpunkt der Übernahme zählt Penta rund 50.000 Unternehmenskunden in Deutschland. Beide Fintechs, Penta und Qonto bieten eine Banking-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige an. Die Marke Penta werde auf längere Sicht verschwinden, hieß es im Zusammenhang mit dem Kauf.