Brexit: Finanzplatz London verliert an Bedeutung
Studie zum Finanzmarkt: Dublin, Frankfurt und drei andere EU-Finanzplätze profitieren vom Brexit
Die Auswirkungen des Brexit auf die britische Finanzbranche sind spürbar. Eine aktuelle Studie hat ermittelt, dass 440 Firmen den Finanzplatz London verlassen und sich in einer europäischen Metropole angesiedelt haben. Gewinner des Brexit sind insbesondere fünf EU-Städte.
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440 Finanzfirmen haben London verlassen
“Brexit bedeutet Brexit, ob es der City of London gefällt oder nicht”, kommentieren die Autoren des Londoner Think Tanks New Financial ihre Studie zu den Auswirkungen des Brexit auf den Finanzplatz London. Die Experten ermittelten 440 Finanzunternehmen, die ihre Aktivitäten seit dem Brexit von London in die EU verlagert haben. Das sei eine höhere Anzahl als zunächst erwartet und möglicherweise noch niedriger, als die wirkliche Zahl – da viele Firmen, die bereits in der EU tätig sind, keine Auskünfte über die Verschiebung ihrer Schwerpunkte erteilen, heißt es in dem Report weiter. Bei der letzten Bestandsaufnahme im Jahr 2019 lag die Zahl der abgewanderten Finanzunternehmen bei 269, also etwas mehr als die Hälfte des aktuellen Wertes.
Die Studienautoren identifizierten zudem Bank Assets in Höhe von über 900 Milliarden Pfund, die in die EU verschoben wurden - das entspreche etwa zehn Prozent des gesamten britischen Bankensystems. Zusätzlich verlagerten Versicherer und Vermögensverwalter seit dem Austritt aus der EU weitere 100 Milliarden Pfund in die Eurozone. Und das sei erst der Anfang des Brexit im Finanzwesen, heißt es in dem Report von New Financial.
Frankfurt unter den Gewinnern
Von der Abwanderung seit dem Brexit vor gut 100 Tagen profitieren laut Studie insbesondere fünf europäische Städte: der größte Gewinner ist die irische Hauptstadt Dublin, aber auch Paris, Luxemburg, Frankfurt und Amsterdam können Neuansiedelungen von Firmen aus dem Finanzsektor verzeichnen:
- Dublin: 135 Firmen (115 davon sind EU-Zentralen)
- Paris: 102 Firmen
- Luxemburg: 93 Firmen
- Frankfurt: 63 Firmen
- Amsterdam: 48 Firmen
Allerdings gebe es auch inhaltliche Unterschiede bei den Verlagerungen, erklären die Studienautoren: So konzentrieren sich die kapitalstarken Banken in Frankfurt, die Handelsplattformen in Amsterdam, die Vermögensverwalter in Dublin und Luxemburg, Paris habe von allem etwas. Langfristig erwarte man, dass Frankfurt der Gewinner bei den Vermögenswerten sein werde und Paris bei den Arbeitsplätzen, heißt es in der Studie weiter. Dennoch werde London auf absehbare Zeit das dominierende Finanzzentrum in Europa bleiben. Frankfurt sei als Standort der Europäischen Zentralbank für viele Banken die Standardoption auf dem Kontinent und könnte mittelfristig eine herausgehobene Rolle einnehmen.
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