Kontist auf dem Weg vom Konto-Anbieter zum Steuerberater

Christopher Plantener, der CEO von Kontist, im Interview

Kontist gehört zu den etablierten Fintechs in der deutschen Banking-Szene. Als Geschäftskonto-Anbieter für Freelancer gestartet, richtet sich Kontist aktuell neu aus und will Kunden neben einem Bankkonto auch einen umfassenden Steuerservice zur Verfügung stellen. In Zukunft soll bei der Neobank vor allen Dingen die Steuerberatung im Vordergrund stehen. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer und Gründer Christopher Plantener über die neue Strategie des Fintechs, über die Umbaumaßnahmen im Unternehmen und die Pläne für das kommende Jahr.

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11.12.2020

Herr Plantener, wie würden Sie Kontist beschreiben? Was genau macht Kontist?

Christopher Plantener, CEO von Kontist - Quelle: Kontist

Das ist  eine sehr spannende Frage, weil wir gerade im Umbruch sind. Vor einem Jahr hätte ich die Frage noch ganz einfach beantwortet: Wir haben ein Geschäftskonto für Selbständige mit Fokus auf Freelancern. Und was wir von Anfang an getan haben, unser USP war, dass wir das Thema Steuern integriert haben. Das heißt, unser smartes Konto hat automatisch die Einkommensteuer und die Umsatzsteuer für die Selbständigen berechnet und zurückgelegt. Mittlerweile, nach nunmehr vier Jahren, haben wir noch was obendrauf gesetzt und im August unseren eigenen Steuerservice lanciert. In Kooperation mit der Kontist Steuerberatung können wir jetzt auch komplett die Steuer für die Selbständigen übernehmen. D.h. Banking, Buchhaltung vollautomatisiert und Steuererklärung - das ist das, was der Nutzer heute an einem einzigen Ort in unserer App angeboten bekommt.

Wodurch unterscheidet sich Kontist von anderen deutschen Fintechs, die ebenfalls Geschäftskonten anbieten? Was zeichnet das Kontist-Angebot gegenüber den traditionellen Filialbanken und Geschäftsbanken aus?

Wie viele unserer Mitbewerber sind wir als Neobank gestartet. Auf dem Mobiltelefon geht das Ganze sehr, sehr schnell. Die Kontoeröffnung dauert nur ein paar Minuten, man ist sofort bereit und ich würde mal sagen, das Smartphone, die App ist im Wesentlichen der zentrale Punkt, um den sich alles dreht. Wir haben das jetzt sogar mit dem Steuerservice ausgebaut, die App ist auch für die Buchhaltung und für die Steuer der zentrale Punkt. D.h. ich muss nicht mehr bei irgendjemandem anrufen, beispielsweise mit meinem traditionellen Bankberater, meinem Steuerberater und meinem Buchhalter sprechen, all diese Beziehungen sind jetzt in einer App vereint. In Real-Time, das ist wohl das andere große Thema. Real-Time-Banking, damit haben schon namhafte andere Neobanken angefangen, also Pushbenachrichtigungen in Echtzeit bei jeder Bewegung auf dem Konto. Dieses Thema haben wir dann weitergesponnen und es in die Buchhaltung integriert und jetzt machen wir Echtzeit-Steuern. Da unterscheiden wir uns auch massiv von der klassischen Steuerberatung , denn Echtzeit ist da normalerweise absolutes No-Go.

Bei Kontist gab es in diesem Quartal einen Wechsel in der Führungsspitze. CEO Sibylle Strack und CTO Sebastian Galonska verlassen das Unternehmen. Gleichzeitig wurden beide Positionen neu besetzt. Wie kam es zu diesem Wechsel? Und was sind die genauen Aufgaben von Benjamin Esser als Co-CEO und Zhao Lu als CTO?

Der Wechsel hat sich strategisch ein bisschen angekündigt. Frau Strack ist Ende 2018 zu uns gekommen, damals war unser Hauptfokus noch das Banking. Wir sitzen ja auf der Solarisbank auf, hatten die Karte aber damals mit der Wirecard Bank und da war auch eine wichtige Aufgabe, die Partnerschaften zu konsolidieren und Prozesse zu vereinfachen. Heute sind wir nur noch bei der Solarisbank, das war auch schon lange vor dem Wirecard-Skandal beschlossen und wurde umgesetzt. Das waren die primären Aufgaben. Und natürlich, uns zu helfen, das Unternehmen mit damals 30 Mitarbeitern aufzubauen - heute sind wir knapp 100. Aber seit April mit dem Aufbau des Steuerservice ist ein massiver Shift hin zu diesem Thema Steuern erfolgt. Da sehen wir uns in Zukunft viel mehr. Das Thema Banking wird es immer geben, das ist ein zentraler Punkt unseres Angebotes, aber es ist jetzt nicht mehr der zentrale Weiterentwicklungspunkt. Somit hat es sich ganz natürlich ergeben, dass unsere Vollblut-Bankerin Sibylle Strack weiterziehen würde und ihr Job eigentlich erledigt war, weil jetzt nicht mehr die großen spannenden Themen im Bereich Banking bei uns in den nächsten Jahren auf der Agenda stehen.

Benjamin Esser - wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Er hatte uns schon vor drei Jahren beim Fundraising geholfen. Damals war er noch nicht zu 100 Prozent von dem Banking Case überzeugt. Als wir jetzt mit dem Tax Case kamen, haben wir ihn dafür gewinnen können, zu uns zu kommen. Er übernimmt jetzt die Co-Position CFO und CEO und die ganzen Finanzthemen und auch das Marketing. Er kommt selbst aus dem eCommerce und kennt sich da sehr gut aus und Customer Acquisition ist künftig ein wichtiges Thema. Das sind seine Bereiche plus Business Intelligence. Zhao Lu hat von meinem Co-Founder Sebastian jetzt die Führung übernommen. Das ist ja auch normal, wenn ein Unternehmen eine gewissen Größe erreicht, dann wird der Stab übergeben. Zhao hat länger im Silicon Valley gelebt und gearbeitet und ist ein Machine-Learning und AI-Spezialist. Das sind die Themen, die wir jetzt mit einer vollautomatisierten Buchhaltung angehen werden, daher war es ein logischer Schritt, jetzt eine Übergabe zu machen.

Kontist hat im August dieses Jahres einen neuen Steuerservice eingeführt. Soll dieser Service langfristig einen Steuerberater ersetzen? Wie wurde der Service bislang von den Kontist-Kunden angenommen? Wie viele Kunden haben das Angebot seit dem Launch gebucht?

De facto ist der Steuerservice ein Steuerberater. Von der Konstruktion her: wir kooperieren mit der  Kontist Steuerberatung, deren Steuerberater 1:1 die Steuerberatung macht. Der Kunde muss nichts Anderes mehr machen als unsere Karte und unser Konto benutzen. Wir ziehen uns vollautomatisch die Transaktionen, er muss keine Kategorisierung machen, das macht das System alles im Hintergrund. Da wird automatisch für ihn die Buchhaltung und die Umsatzsteuervoranmeldung gemacht, die Meldung ans Finanzamt dann auch am Ende des Jahres, sowohl für seine Business, als auch für seine private Steuererklärung. Es ist ein ganz neuer Prozess, der jetzt über das Smartphone erledigt werden kann und der einen klassischen Steuerberater durch einen modernen Tech-Steuerservice in Kombination mit einem Steuerberater ersetzt.

Wir haben bis jetzt über 500 Kunden, die den Steuerservice nutzen. Wir haben einige Tausend, die sich angemeldet haben. Wir sind sehr selektiv, da wir nur auf Freelancer gehen, z.B. keine Handwerker, kein eCommerce usw. Daher mussten wir leider auch viele Kunden ablehnen, weil wir ein besonderes Kundenprofil haben. Ein durchschnittlicher Steuerberater in Deutschland bedient 175 Kunden, d.h. wir haben schon jetzt in den paar Monaten mehr als das Volumen von drei vollen Steuerkanzleien aufgenommen. Nur damit man mal ein bisschen ein Verhältnis dazu bekommt, was der Marktstandard ist.     

Im Corona-Jahr gehörte Kontist zu den Fintechs, die Selbständigen helfen wollten. Aber von Online-Tools und Beratungsfeatures abgesehen waren Kontist – wie vielen anderen Fintechs auch – die Hände gebunden. Die Anträge für Corona-Hilfen und -Kredite konnten Unternehmen nur über die Hausbanken abwickeln. Werden die deutschen Fintechs, die Geschäftskonten für Unternehmen anbieten, von der Politik noch nicht ernstgenommen?

Ja, das ist de facto so. Aber wir fokussieren uns auf die Solo-Selbständigen. Wir nehmen keine GmbHs und UGs etc., das waren wiederum hauptsächlich die, die sich an die KfW für größere Kredite gewandt haben. Nach den Soforthilfen im Frühjahr, die ausschließlich für Betriebskosten angewandt werden konnten, haben die Solo-Selbständigen ja jetzt erstmals im November mit den Novemberhilfen Zugang zu Zahlungen, die Umsätze erstatten und ihnen dadurch wirklich helfen. Allerdings bekommen sie nicht alle, sondern nur diejenigen, die direkt oder indirekt vom Lockdown betroffen sind. Unsere Kunden sind von der Politik komplett übergangen worden. Wir haben uns mit unserer Kontist Stiftung seit Beginn der Pandemie über diese Ungleichbehandlung beschwert, weil die Vergabepraxis wirklich nicht fair ist.

Seit dieser Woche vermittelt Penta, ebenfalls ein Unternehmen, das sich auf Geschäftskonten spezialisiert hat, als erstes deutsches Fintech KfW-Schnellkredite an kriselnde Unternehmen. Wird es diesen Service in naher Zukunft auch bei Kontist geben?

Nein, das ist momentan nicht in Planung. Wie gesagt, es macht total Sinn für die Penta-Kunden, da Penta eher auf etwas größere Unternehmen geht. Diese Gruppe hat auch Zugang zu diesen Hilfskrediten. Unsere Kunden haben sowieso meistens keinen Zugang, daher haben wir diesen Weg nicht gewählt. Was wir anbieten über unseren Steuerservice ist, dass wir den Leuten ganz konkret bei der Beantragung der Novemberhilfe und den möglichen Zuschüssen helfen. Wir haben einen Steuerberater im Hintergrund und können den anderen Weg gehen und sie hier bei den Zuschüssen unterstützen.

Seit der Gründung von Kontist im Jahr 2016 ist im Geschäftskonto-Bereich in Deutschland viel passiert. Neben Kontist haben sich zahlreiche andere Fintechs im Geschäftskunden-Segment etabliert. Zudem drängen mit Anbietern wie Qonto und zuletzt Finom neue, innovative Start-Ups aus dem Ausland auf den deutschen Markt. Ist der deutsche Markt groß genug für so viele Player?

Da würde ich die Frage mal umdrehen und fragen, wie viele Banken haben wir denn traditionell in Deutschland? Inklusive der Filialen sind es um die 3.000. Da haben wir noch ziemlich viel zu tun! (lacht) Wenn wir es erstmal so sehen „Neobanken vs. traditionelle Banken“, dann glaube ich, der Markt ist sehr, sehr groß. Da haben wir noch sehr viel Platz. Und unter den Fintechs an sich gibt es verschiedene Spezialisierungen. Da Neobanken unterschiedliche Ausrichtungen haben, haben wir auch bereits mit einigen kooperiert. Nichtsdestotrotz sehen wir natürlich schon, dass alle Fintechs im Banking-Bereich ein strukturelles Problem haben und das ist die Monetarisierung. Das ist nicht unbedingt einfach, darüber klagen die Banken auch, aber die haben meistens noch andere Felder, mit denen sie Geld verdienen können. Auch deshalb sehen wir bei Kontist unseren Schritt hin in Richtung Steuer. Banking ist für uns Mittel zum Zweck, um an die Transaktionsdatenaten der Kunden zu kommen. Unsere Vision ist ja, Buchhaltung, Banking und Steuern zu verschmelzen. Das ist das wirkliche Problem der Kunden. Beim Banking hat der Kunde in Deutschland nicht so große Probleme. Das System ist nicht so kaputt wie in anderen europäischen Ländern, z.B. in Großbritannien, wo wir noch eine ganz andere Traktion bei Neobanken sehen. Die Kundenzahlen von Neobanken in Großbritannien sind um ein Vielfaches höher als in Deutschland. D.h. in Deutschland ist die Marktstruktur eine andere und ich glaube, das ist nicht der Haupt-Schmerzpunkt der Kunden. Wir glauben, gerade was unsere Zielgruppe der Freelancer betrifft, ist es wirklich das Thema Steuern. Das Finanzamt ist im Grunde derjenige, der das meiste Geld abgreift, der den Profit am meisten schmälert. Hier wird die meiste Zeit verschwendet, gut 25 Tage im Jahr verbringt der Selbständige mit dem Vorbereiten der Buchhaltung, Steuergeschichten – das ist der Wahnsinn. Das sind die Themen, an denen wir ansetzen.

Welches Marketing-Konzept verfolgt Kontist im kommenden Jahr? Wie möchte man sich von der Konkurrenz abheben? Wieviele Kunden möchte Kontist Ende 2021 haben?

Wir gehen etwas vom traditionellen Banking weg und jetzt hin zum Thema Steuerservice. Hier wird sicherlich Referral Marketing eine große Rolle spielen. Freunde werben Freunde ist traditionell ein großer Bereich von uns, der jetzt natürlich noch viel größer werden wird. Wenn man selbst darüber nachdenkt, wie kommt man an einen guten Steuerberater? Meist fragt man im Freundeskreis, wer einen kennt. Die Weiterempfehlung wird hier sicherlich das tragende Modell und dann auch Partnerschaften in diesem Bereich.

Auf die Kundenzahlen am Ende des kommenden Jahres möchte ich nicht konkret eingehen, aber um trotzdem eine Zahl zu nennen: was wir uns auf die Fahne geschrieben haben in den nächsten drei bis vier Jahren ist 20.000 – nur Steuern, nicht Banking. Beim Banking wird es noch einiges obendrauf geben. Aber wenn wir es schaffen, 20.000 Freelancer über einen Steuerservice abzudecken, dann ist das etwas, was in Deutschland noch nie jemand auch nur annähernd gemacht hat. Da wollen wir in den nächsten Jahren hin.

Herr Plantener, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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